Urwald der Wisente - Bialowieza Nationalpark

 

Dichtes, bedrohliches Schnauben, zwischen uralten hohen Bäumen. Spannungsgeladene Szenen. Hufe wirbeln Staub auf. Dunkle Augen funkeln unter mächtig gebogenen Hörnern. Massige Gestalten in struppigem Fell – Wisente, einst furchterregende Gebieter europäischer Wälder.

 

Die Tiere sind unruhig, wachsam. Sie wittern die Gegenwart von Menschen. Eine Peilantenne wird ausgerichtet, Männer gestikulieren, tauschen leise flüsternd Informationen aus. Mitarbeiter des Forschungsinstituts für Säugetierkunde der polnischen Akademie der Wissenschaften sind auf der Pirsch. Es geht um eine Bestandsaufnahme der polnischen Wisente – und um ihre räumliche Vernetzung.

 

  • Foto ZGF

In einem ersten Schritt sollen die Lebensräume der polnischen Wisentpopulationen erweitert und Korridore geschaffen werden, die den Tieren einen Austausch ermöglicht. Danach soll es auch in der Grenztrasse durch den Nationalpark eine Lücke geben – für ziehende Wisente. Der EU-Beitritt von Litauen und Weißrussland bietet dafür eine historisch einmalige Chance.

 

Der Fokus des Films liegt auf den Wisenten, ihrem Lebensraum in einem der letzten verbliebenen Urwaldgebiete Europas, den Aktivitäten zu ihrem Schutz und der Akzep-tanz in der Bevölkerung für die Naturschutzkonzepte des Weltnaturerbes.

 

Mit der Kamera begleiten wir die Forscher der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt und des Polnischen Instituts für Säugetierkunde bei ihren Bemühungen zur Rettung des europäischen Flachlandwisent. Trotz der mittlerweile stattlichen Zahlen: Den Wisenten droht erneut Gefahr – nicht nur wegen genetischer Degeneration, sondern durch die rapide voranschreitende Zerstörung ihrer Wälder.

 

  • Foto ZGF

 

In einem der vielfältigsten Lebensräume Europas fällen Waldarbeiter im Auftrag der Holzindustrie reihenweise über hundert Jahre alte Bäume. Umweltschützer befürchten, dass die Zahl der umgelegten Riesen in den kommenden zehn Jahren auf insgesamt 1,5 Millionen steigen wird – die größte Ausbeutung des Waldes in den letzten fünfzig Jahren.

 

Damit begeben wir uns in die Diskussion um Naturschutz und die Ausbeutung von natürlichen Ressourcen, portraitieren einen einzigartigen europäischen Lebensraum mit seinen letzten verbliebenen Urwäldern und zeigen auf, dass auch ein Weltnaturerbestatus der UNESCO nicht automatisch absoluten Schutz nach sich zieht.

 

Wir unterhalten uns mit Einheimischen über das ungewöhnliche Miteinander von Mensch und wilden Tieren, über die Veränderungen in der Region seit Bestehen des Nationalparks und sprechen mit Touristenführern, Mitarbeitern der Nationalparkverwaltung und dem Projektleiter der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt – über die Wisente in Polen und die Aussichten für eine neue Wildnis in Deutschland.