Messel - Rekonstruktion eines urzeitlichen Lebensraums

 

 

Die Grube Messel ist von den 30 Welterbestätten der UNESCO in Deutschland das einzige Weltnaturerbe. Sie besitzt damit den gleichen Stellenwert wie der Serengeti Nationalpark in Tansania oder die Galapagosinseln vor der Küste von Ecuador. Die Fossilienfunde in Messel sind in ihrer Originalität und Vielfalt einmalig auf der Welt.

In unserem Film öffnen wir das Fenster zur Urzeit, dokumentieren die aktuelle Messelforschung mit modernster Technik und die minutiöse Rekonstruktion eines 47 Millionen Jahre alten Lebensraums und seiner vielfältigen Organismen – mit unter Umständen weitreichenden Konsequenzen für unsere Situation in der Gegenwart.

Animationen und animierte Grafiken, die einen tragenden Bestandteil des Films bilden, führen den Zuschauer in die geheimnisvolle Welt der Gesteine, in Knochen und Innenohren von Fledermäusen und erwecken längst ausgestorbene Organismen zu neuem Leben.

Dabei wird die jüngere Historie von Messel, der Weg von einer geplanten Mülldeponie zu einer der bedeutendsten Fossilienfundstätten der Welt, nur am Rande ge-streift. Die Bedeutung von Messel als einziges Weltnaturerbe der UNESCO in Deutschland wird im Vergleich zu anderen Weltnaturerbestätten herausgestellt.

Anhand der Geologie und der Geschichte, die Bohrkerne und Fossilienfunde erzählen, wird die Geschichte des Messeler Sees aufgerollt. Vor dem Hintergrund der geologischen Entstehung und der mutmaßlichen Topographie wird das terrestrische Öko-system im Umfeld um den Messeler See auf drei „Etagen“ beleuchtet.

Der aquatische Lebensraum mit seinen fossilen Fischen bleibt weitgehend außen vor, er wird jedoch dort, wo es im Grenzbereich von Wasser zur Luft notwendig ist, in „Blitzlichtern“ mit einbezogen. Im untersten „Stockwerk“ leben die Wappentiere von Messel, die Urpferdchen. Sie bevölkern die Wald- und Uferbereiche um den See. Die Erforschung einer 47 Millionen Jahre alten Urpferdstute wird vom Fund bis zur Computergestützten 3D-Reanimation begeleitet.

Auf der zweiten Etage begeben wir uns in den Lebensraum des Waldes zwischen dem Boden und den Baumkronen. Anhand eines Lebewesens, das den Wurzeln unserer eigenen Existenz nahe steht wie wenig andere, dem Messeler Halbaffen Europolemur kelleri, werden die Lebensgemeinschaften der Baumkronen aufgeschlüsselt.

In diesem Zusammenhang und im Bogenschluss zu den gefundenen Mageninhalten bei Urpferden werden die Pflanzengesellschaften im Vergleich zu rezenten Vergleichsseen ins rechte Licht gerückt. Dabei gehen wir auch der Frage nach, welche Tiere in heutigen Ökosystemen die Plätze der ausgestorbenen Messeltiere einnehmen.

Um den Lebensraum vollständig zu beleuchten, werden auch die wichtigsten Funde aus anderen Tiergruppen wie den Vögeln und Reptilien mit in das Szenario integriert. Dabei kommen die Spezialisten für die jeweiligen Tiergruppen zu Wort. Die Informationen setzen wie in einem gewaltigen Mosaik den Lebensraum Messel zu einem Gesamtbild zusammen.

Abschließend betreten oder besser gleiten wir in den Luftraum zwischen den Baumwipfeln von Messel und über der Wasserfläche des Sees. Hier tummeln sich urzeitliche Fledermäuse auf der Jagd nach Insekten. Als Vergleich werden Aufnahmen von rezenten Fledermäusen herangezogen. Der Fokus wird auf ihre Jagdtechnik, die Ortung mittels Ultraschalllauten gelegt. Wie weit waren die Messelfledermäuse bereits entwickelt?

Spezielle Röntgentechniken und die 3D-Mikrotomografie liefern Aufschlüsse. Die Reise in den Knochenaufbau und das Innenohr heute lebender und fossiler Fledermäuse zeigt: zumindest eine Art war unseren heutigen Fledermäusen bereits sehr ähnlich. Der Gehörsinn der Messeler Fledermäuse weist analoge Strukturen zu denen heute lebender Hufeisennasen auf.
Schließlich begeben wir uns auf die Suche nach einem heute existierenden Vergleichssee.

Die Spur führt nach Sumatra, in unerforschten Urwald. An den Hängen eines alten Vulkans ruht ein fast kreisrunder Kratersee. Seiner Entstehung nach ist es zwar kein Maar wie die Grube Messel, doch alle anderen Parameter sind vielversprechend. Nur wenige Menschen haben bislang an seinen Ufern gestanden. Wir begleiten die Forscher des Senckenberg Museums auf einer abenteuerlichen Expedition in wissenschaftliches Neuland.

Zusammen mit den Daten, die Wissenschaftler mit Hightech-Forschung aus Fossilplatten gewinnen, entsteht eine realitätsgetreue Vorstellung eines prähistorischen Ökosystems, für das man noch heute Analogien findet.
Der Film endet wie er begann. Die Kamera schwebt über einem Krater in der Landschaft. Diesmal ist es ein Urwaldsee irgendwo auf Sumatra im Morgennebel. Langsam gleitet die Kamera höher hinauf.

Hier schließt sich der Kreis zur Gegenwart. Die Messelforschung geht weiter und die Lehren aus der Vergangenheit sind bedeutsam für unsere eigene Zukunft. Mit jedem Stück, das sie dem Geheimnis der Urzeit entreißt, beleuchtet sie auch ein Stück unserer eigenen Evolution und der klimatischen Entwicklung unseres Planeten.