Hutelandschaftspflege mit großen Weidetieren im Solling, Niedersachsen

Ein Film über ein Modellprojekt für europäische Mittelgebirgslandschaften

 

Die Idee, dass Rinder und Pferde durchaus in großen Bereichen der heutigen europäischen Landschaft wieder siedeln können, findet immer mehr Freunde. Nach einer Idee und der langjährigen Projektleitung durch Bernd Gerken, Höxter, und dem Naturpark Solling-Vogler (Neuhaus i.S.) weiden seit dem Jahr 2000 ca. 14 bis 20 Heckrinder und die gleiche Zahl Exmoorponies auf derzeit 170 ha Forstfläche bei Schloss Nienover im Solling (Niedersachsen). Auf weiteren, dem Projektgebiet angegliederten Flächen kommen demnächst Rotes Höhenvieh und Wasserbüffel hinzu. In der Sollinglandschaft entsteht ein Wald der großen Tiere.

 

Hauptziele des Projekts sind die effektive dauerhafte Pflege bzw. der Erhalt von lichten Eichenbeständen und die Reaktivierung von Hutelandschaften. Die Tiere sollen dem Ausdunkelungsprozess im Lichtwald entgegenwirken. Langfristig soll die Beweidung zu einer natürlichen Verzahnung und raumzeitlicher Fluktuation der unterschiedlichsten Lebensräume, insbesondere von Wald und Offenland führen. In der Konsequenz wird sich eine dynamische, mosaikartige Landschaft herausbilden, ein Prozess, der mit Sicherheit noch viele Jahre erfordern wird. Die Wiedergewinnung einer mosaikbildenden Dynamik der Wald-Ökosysteme ist die grundlegende Voraussetzung für gelingenden Artenschutz ebenso wie für die Wiederbelebung einer Landschaft, die die Fantasie des Menschen beflügelt und eine entscheidende Grundlage seiner seelischen Gesundheit bilden kann.

 

Die über sechs Jahre mit zahlreichen Fachwissenschaftlern durchgeführten Begleituntersuchungen auf den 170 ha Projektgebietsfläche erbrachten den Nachweis von über 3.500 Tier- und Pflanzenarten, davon über die Hälfte Arten der Roten Listen. Alle Indizien sagen aus, dass dafür als Ursache nur die Entstehungsgeschichte und die Reststrukturen der einstigen Hutelandschaft in Betracht kommen. Auch die aktuellen Untersuchungen belegen, dass das hier begonnene Beweidungsmodell diese einstige Biodiversität stabilisieren wird. Hutewälder sind „Hotspots“ der europäischen Biodiversität.

 

Von der ersten Stunde an wurde das Projekt bei jedem Wetter mit Kamera und Tonaufnahmen begleitet. Daher vermittelt diese DVD einen lebendigen und begeisternden Über- und Rückblick auf die Entstehung eines Vorhabens, das die Herzen vieler Besucher höher schlagen lässt. Ein Ziel des Films: Menschen neu zu motivieren hinaus in die Natur zu gehen, sie mit allen Sinnen in sich aufzunehmen und sich aktiv für ihren Erhalt zu engagieren. Und nebenbei zu erkennen, dass Natur keine abstrakte Vision darstellt, sondern eine schützenswerte, bunte Lebensvielfalt, oft genug direkt vor unserer Haustür.

 

Der Film dokumentiert aber auch einen erheblichen Rückschlag für das Projekt. Nicht immer lassen sich die wirtschaftlichen Zielsetzungen der Forstwirtschaft mit den Wünschen und Notwendigkeiten des Naturschutzes in Einklang bringen. Im Winter 2005/06 wurden in einem rund 1 ha großen Teil des Projektgebiets die ökologisch äußerst wertvollen alten Eichen gefällt. Die folgende Diskussion aller Beteiligten hat jedoch dazu geführt, dass die Zusammenarbeit künftig verbessert werden soll und das Projekt insgesamt mit guten Erfolgsaussichten und getragen durch einen breiten Konsens zwischen den verschiedenen Akteuren weitergeführt werden kann.

 

 

 

Im gleichen Verlag ist kürzlich ein Buch zum Thema erschienen: "Hutelandschaftspflege und Artenschutz mit großen Weidetieren im Naturpark Solling-Vogler" von Bernd Gerken, Ralf Krannich, René Krawczynski, Holger Sonnenburg und Hans-Georg Wagner

 

Eine Besprechung von Buch und DVD finden Sie hier.