Inselsplitter - Die Lord Howe Inseln im Südpazifik

 

Kaum 1.500 Hektar misst die Fläche der Inselgruppe in den Weiten des südlichen Pazifischen Ozeans und doch steckt sie voller Superlative. Ein Paradies für brütende Seevögel und randgefüllt mit Skurrilitäten aus dem Raritätenkabinett der Schöpfung, die einzig und allein auf Lord Howe zu finden sind.

 

Erst als der Mensch vor fast zweihundert Jahren über das beschauliche Eiland hereinbrach, war es mit der Ruhe vorbei. Binnen kürzester Frist waren neun der fünfzehn, meist flugunfähigen Landvogelarten von Lord Howe ausgerottet.

 

Paradebeispiel einer geglückten Rettung ist ein Waldhuhn, das gar keines ist. Die Lord Howe Island Woodhen stelzt mit ihrem lang gekrümmten Stocherschnabel nach Kiwi-Manier durch das Unterholz. Für die frühen Seefahrer waren die braunen Rallenvögel im wahrsten Sinne des Wortes ein gefundenes Fressen.

 

Eine zweite Plage hätte den Laufvögeln beinahe endgültig den Garaus gemacht. 1918 kamen mit einem gestrandeten Versorgungsschiff Ratten auf die Insel. Die gierigen Allesfresser vermehrten sich explosionsartig, fraßen Eier, Kleinvögel und Insekten und trieben mehrere einheimische Vogelarten an den Rand der Ausrottung.

 

Ein skurriles, ebenfalls nicht flugfähiges Insekt, das im Aussehen an eine leicht geschrumpfte Bratwurst erinnert, fiel ebenfalls den Ratten zum Opfer. Auf Lord Howe ist es seit achtzig Jahren ausgestorben. Erst um die Jahrtausendwende haben Wissenschaftler ganze drei Individuen der verschollenen Stabheuschrecke auf einer Felsnadel südlich von Lord Howe wiederentdeckt.

 

Die Probleme, die die Anwesenheit von Menschen und ihren eingeführte Tier- und Pflanzenarten für ein winziges Inselparadies mit sich bringen, sind heute hinlänglich bekannt. Das Lord Howe Island Board bemüht sich redlich, den menschlichen „Impact“ auf die Insel möglichst gering zu halten.

 

Sofern die Zuchtprogramme des Australischen Museums in Sydney von Erfolg gekrönt sind und es gelingt, die Ratten endgültig von der Insel zu verbannen, stehen die Chance auch für die skurrile Stabheuschrecke nicht schlecht, eines Tages wieder in ihr angestammtes Reich zurückzukehren.
Für die Lord Howe Woodhen sehen die Zeiten schon heute vergleichsweise rosig aus: von ihnen tummeln sich heute bereits wieder mehr als 250 „Woodies“ auf Lord Howe.

 

Im ersten Teil unserer Dokumentation präsentieren wir ein einmaliges Naturparadies am Ende der Welt, das für unzählige Sturmtaucher, Maskentölpel und Seeschwalben zu einem der letzten intakten Brutgebiete im pazifischen Ozean geworden ist.

 

Wir berichten von den Maßnahmen des Lord Howe Island Boards zum Erhalt jenes seltsamen Laufvogels, der heute das Wahrzeichen der Insel ist und begleiten die Wildhüter auf ihren Kontrollgängen.

 

Nicholas Carlile erzählt uns von der Wiederentdeckung des „Phasmid Insect“ und Ian Kiernan, Initiator der Aktion „Clean-up Australia“, berichtet über die nicht immer einfachen Bemühungen, die ökologischen Belastungen für das winzige Inselreich in erträglichen Grenzen zu halten.