Lebensvielfalt heute – Modellfall für die Urzeit

Bolivien. Die tropischen Regenwälder der Anden. Nirgendwo auf der Welt ist die biologische Vielfalt größer als hier. Eine Urwaldregion, die sich westlich des Amazonasbeckens die Westküste Südamerikas entlangzieht, von Venezuela im Norden bis an die nördlichen Ränder von Argentinien. 1,5 Millionen Quadratkilometer Fläche, rund fünfmal so groß wie Deutschland.

Die Weltnaturschutzorganisation (International Union for Conservation of Nature and Natural Ressources, IUCN ) schätzt, dass nur noch etwa ein Viertel der Fläche von Menschen unberührt ist. Der Hauptanteil dieses Areals liegt in Bolivien, wo die östlichen Ausläufer der Anden zum Amazonas hin abfallen. Unter den 25 weltweit ausgewiesenen Regionen mit höchster Biodiversität nimmt der Tro¬penwald Boliviens den ersten Rang ein.

Die Konkurrenz unter den Arten und ein wirres Mosaik von Kleinstlebensräumen hat in den Urwäldern der Anden eine überbordende Lebensfülle hervorgebracht hat. 30-35.000 Arten von Gefäßpflanzen wachsen hier – ein Zehntel aller Pflanzenarten dieser Erde. In ganz Deutschland sind es gerade einmal 3.400. Dazu addieren sich 4.500 Wirbeltierarten – Schlangen, Frösche, Vögel, Säugetiere – und schätzungsweise Hunderttausende von Insektenarten, die meisten davon noch unentdeckt im Kronendach der Urwaldriesen.

Jahrmillionen einer ungestörten Entwicklung lassen Wissenschaftler von Senckenberg in Frankfurt am Main hoffen, neben der einen oder anderen unbekannten Art, hier auch auf möglichst viele Ähnlichkeiten in der Tier- und Pflanzenwelt zu stoßen, die vor 47 Millionen Jahren existierte – mitten in Deutschland, am See von Messel, heute als Grube Messel einziges Weltnaturerbe des UNESCO in Deutschland.