Drachen auf dem Ölfeld - Die Riesenwarane von Barrow Island

Filmdokumentation im Auftrag des ZDFinfokanals

 

Dauer:                15 Minuten
Produktion:       perentie productions
Kamera /Regie: Klaus Sparwasser
Ton:                    Andrea Heumann /Iris Sparwasser
Schnitt :              Katrin Hollensteiner

  • Perentie, Barrow Island, Australien

Satte Riesenwarane neben zischenden Ölpumpen – ein faszinierendes Bild angesichts der immer wieder dokumentierten Unvereinbarkeit von Industrialisierung und Natur.
Schwerölindustrie und Naturschutz, zwei Begriffe, die sich ausschließen - denkt man.
Kleine Wunder gibt es immer wieder auf der Welt und eines davon findet man auf Barrow Island. Eine nahezu baumlose Einöde aus Spinifex und rotem Sand, 30 km lang, 12 km breit und 50 km vor der Nordwestküste Australiens zwischen den Häfen Onslow und Dampier gelegen.
Auf knapp 340 Quadratkilometern Fläche versucht sich ein Ökosystem, das auf der Welt seinesgleichen sucht, im Spagat zwischen industrieller Ausbeutung und der Bewahrung einmaliger Lebensräume zu behaupten.
Die Insel war bis zur Übernahme durch den amerikanischen Ölmulti Chevron, Eigentum der WAPET, der Westaustralian Petroleum Limited. Stampfende Lufkin-Pumpen spicken die Landschaft wie bizarre Skulpturen und 200 Männer in ölverschmierten Monturen besorgen die jährliche Fördermenge von über 4 Millionen Barrel Rohöl.

Obwohl Bulldozer mit mächtigen Stahlschildern Fahrspuren ins unwegsame Spinifexdickicht planieren, ist die Insel ein Klasse A Naturschutzgebiet.
Und hier leben sie. Perenties, auf "down under". Sie sind die wahren Herrscher des winzigen Inselreiches und stehen unangefochten an der Spitze der Nahrungskette. Varanus giganteus nennt sie die Wissenschaft, was Ihre Tendenz zum Riesenwuchs treffend umschreibt.
Sie gehören einer ungeheuer erfolgreichen Gruppe von Reptilien an. Nur unwesentlich kürzer aber deutlich zierlicher von Statur, sind sie die vornehmen Verwandten der plumpen Riesen von Komodo – Überlebensspezialisten in einem gnadenlosen Kampf um knappe Ressourcen, Hungerkünstler und Fressmonster zugleich und wahrhaft beeindruckende Lebewesen.
Ihre eigentliche Heimat liegt in den Wüstengebieten Westaustraliens. Auf Barrow Island habe sie ihr Schlaraffenland gefunden.
Der Wissenschaft ist über die Lebensweise von Perenties nur wenig bekannt. Eines steht fest: Perenties sind strikte Einzelgänger und sie fressen vorwiegend Beuteltiere, Vogel- und Reptilieneier – und hin und wieder die eigenen Artgenossen.
Barrow Island ist nicht nur ein Refugium für hungrige Echsen sondern auch für eine Reihe skurriler Beuteltiere, die sonst nahezu überall verschwunden sind oder kurz davor stehen von der Bühne des Lebens abzutreten. Nachtaktive Gesellen meist, wie ratten- bis hasengroße Bandicoots, Bettongs, Hare Wallabies und possierliche katzenartigen Possums mit großen runden Kulleraugen.
Schildkröteneier und die jungen Schildkröten sind für die Perenties eine willkommene Abwechslung auf dem Speiseplan. Von August bis Februar sammeln sich an den Stränden der Insel alljährlich große Gruppen der vom Aussterben bedrohten Suppenschildkröten zur Paarung und Eiablage.
Alles in allem ein reich gedeckter Tisch für die Perenties.
Dennoch wirken die Echsen eher als ökologisches Regulativ, denn als Störfaktor. Einer Perentie-Population von geschätzten 200 bis 400 Tieren stehen sage und schreibe 9.000 Hasenkängurus, 10.000 Possums, 5.000 Bettongs, 1.500 Euros und rund 80.000 Bandicoots gegenüber, kleinere Beutler und Reptilien nicht eingerechnet.
Natürlich sind die Veränderungen durch die Anwesenheit des Menschen auf der Insel unübersehbar. Und doch herrscht auf diesem verbrannten Eiland im Pazifischen Ozean so etwas wie ein friedliches Miteinander von Mensch und Natur. Strenge Richtlinien, Renaturierungsmaßnahmen und ein gewisser Stolz auf dieses ökologische Kleinod, geben Anlass zu Hoffnung, dass das Miniaturparadies vor der australischen Westküste der Nachwelt erhalten bleibt.
Nicht immer funktionieren industrielle Ausbeutung und Naturschutz so wie hier - Ausnahmen bestätigen eben die Regel.

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