Ausverkauf der Menschenaffen
Der illegale Handel mit bedrohten Tieren ist ein Milliardengeschäft. Der größte Treiber: die steigende Nachfrage in China und Fernost. Auch Menschenaffen finden dort reißenden Absatz. Der Umweltaktivist Karl Ammann heftet sich an die Fährte der “gestohlenen” Affen.
Weltweit reguliert das Washingtoner Artenschutzabkommen den internationalen Handel mit bedrohten Tier- und Pflanzenarten. So steht es auf dem Papier. Doch Armut, Korruption und laxe Kontrollen von Seiten der Verantwortlichen eröffnen illegalen Geschäften ein weites Feld. Tierhändler aus Guinea in Westafrika bieten ungeniert junge Schimpansen und selbst Gorillas zum Kauf an. Für jedes Affenbaby sterben zehn seiner Artgenossen. Der Preis pro Schimpansenwaise: 7.000 U$. Regierungsbeamte kassieren dabei mit. Die Hauptabnehmer der lebenden Fracht sitzen in China. Rund 130 Schimpansen fanden seit 2006 so ihren Weg in den fernen Osten - und die Nachfrage steigt weiter an.
©Julian Rademeyer
Der Schweizer Umweltaktivist Karl Ammann macht sich auf die Suche nach den gestohlenen Menschenaffen. In Conakry, der Hauptstadt von Guinea, sammelt er Beweise über einen als Tierhändler getarnten Mittelsmann. Der findet heraus: Auch heute noch sind Menschaffen im Angebot, allen Verboten zum Trotz. Exportpapiere werden gefälscht oder die Tiere falsch deklariert. Bestechung ist an der Tagesordnung. Das Netzwerk der Tierhändler funktioniert lückenlos, über alle Grenzen hinweg.
Die Nachforschungen von Karl Ammann sind unbequem, für Export- und Importland gleichermaßen - und für die Washingtoner Artenschutzkonvention. Nachdrücklich fordert er die Bestrafung der Täter, die Konfiszierung der illegal gehandelten Schimpansen und schließlich ihre Rückkehr nach Afrika. Dies steht auch in der Satzung der Genfer Konvention. Doch die Realität sieht anders aus. Die Artenschutzkonvention verweist auf die Entscheidungshoheit der Länder, die Länder verweisen an die Konvention zurück. Am Ende besteht Naturschutz nur auf dem Papier.
In China fristen die Schimpansen derweil ein trauriges Dasein. Karl Ammann findet Dutzende der westafrikanischen Schimpansen wieder. Mittels DNA-Analysen kann er ihre Herkunft beweisen. Fast alle werden in pompösen Tiershows eingesetzt. Den Zoos und Safariparks spülen sie eine Menge Geld in die Kassen - auch wenn kommerzielle Vorführungen mit streng geschützten Rote Liste-Arten eigentlich verboten ist. Ihre erwachsenen Artgenossen, die dafür zu alt sind, dämmern in viel zu kleinen Gehegen ihrem Ende entgegen - noch dazu oft in Einzelhaft.
©perentie productions
Karl Ammann fürchtet, dass es für viele Tierarten längst zu spät ist. Zu stark ist die kriminelle Energie in dem Geschäft mit der gequälten Kreatur - und zu schwach die vorhandenen Kontrollinstanzen. Auf dem Treffen der Washingtoner Artenschutzkonvention in Bangkok erfährt er immerhin, dass Guinea mit sofortiger Wirkung vom Handel suspendiert wurde. Ein Teilerfolg, der auch seinem unermüdlichen Engagement zuzuschreiben ist. Doch der Erhalt der Vielfalt erscheint ihm mehr und mehr wie ein todgeweihter Patient, dem immer neue Bandagen verpasst werden - Kosmetik für den schönen Schein. So kämpft er wie Don Quijote weiter gegen Windmühlen. Am Ende soll wenigstens niemand sagen können, er habe von alledem nichts gewusst.
Eingereicht beim:
2013 Festival: September 23-27
Weitere Informationen über den illegalen Handel mit Tieren:
oder schreiben Sie direkt an:
Karl Ammann (karl@karlammann.ch) Umweltaktivist –
Juan Carlos Vasquez (juan.vasquez@cites.org) Pressesprecher CITES
Zusätzliche Sendetermine:
Mittwoch 26.06.2013, 10:45 - 11:15 Uhr
VPS 26.06.2013, 10:45 Uhr
Länge: 30 min.
Dokumentation, 2013